Deutscher Freidenker-Verband e.V., Landesverband Sachsen-Anhalt

35. Jahre deutsche Einheit – ein tief gespaltenes Land – eine tief gespaltene Gesellschaft!

Ich hatte einen Text begonnen, um die sogenannte deutsche Einheit sollte es gehen, welche eigentlich eine Besetzung ist. Den Menschen in der DDR wurden oft nicht einmal die Rechte eingeräumt, welche heute jeder Asylbewerber, ob aus politischen, oder ökonomischen Gründen, erhält. Es ist ein weites Feld und an anderer Stelle hatte ich mich öfter zum Thema geäußert, eigentlich können viele Themen mit diesem verbunden werden, sind es doch gerade die Folgen der Ereignisse von 1989/90 in der DDR, welche das Leben der Menschen bis heute entscheidend beeinflussen.

Und so schrieb ich folgende Gedanken nieder, welche zu ergänzen wären, allerdings in diesem Zusammenhang nicht mit eigenem Textwerk, sondern mit dem Verweis auf Beiträge zum Thema, anderswo gefunden:

Blühende Landschaften, 26% der Menschen haben Sachsen-Anhalt verlassen, in den anderen neuen Bundesländern sieht es nicht anders aus. Nach der Wende, welche in der Besetzung des Gebietes der DDR mündete, wurde beschleunigt deindustrialisiert, viele Menschen ihrer Heimat beraubt, in dem sie diese auf der Suchen nach Arbeit verlassen mussten. Die meisten führenden Positionen im Land wurden und werden durch westdeutsches Personal besetzt, welches zumindest anfänglich schlecht für die von ihnen auszuübenden Tätigkeiten qualifiziert, aber dafür funktionierten. Ähnlich gut funktioniert haben viele sogenannte Bürgerrechtler, obwohl diesen oft nicht einmal ein Lichtblick vergönnt, da sie zu tief im Anus der Besatzungsmacht steckten und mit diversen gut dotierten Tätigkeiten für dieses belohnt. Mit der Vernichtung der Industrie wurden die sozialen Strukturen im Land soweit zerstört, dass an Organisation von Widerstand nicht zu denken war. Die politischen Organisationen taten ihr übriges und so sind die Unterschiede zwischen Ost und West heute noch enorm.

Einige Texte zum Thema habe ich in den letzten Tagen gelesen, auf einige sei hier verwiesen:

Nach 35 Jahren „Einheit“ – Großdeutschland auf Kriegskurs ist einer überschrieben, ein weiterer mit Deutschland am Feiertag: 35 und kein bisschen einig und ein interessanter Blick von Außen auf diese Ereignisse ist unter der Überschrift, Sacharowa: Machthaber der BRD wählten Kolonisierung der DDR statt Vereinigung, zu hören. Alle drei Beiträge sind auf einer Seite zu finden, welche in diesem Land von den Herrschenden nicht unbedingt gern gesehen, aber von Menschen auf der Suche nach Alternativen zu den hierzulande weitestgehend gleich geschalteten Medien sind, gern gelesen wird. Und dass das Verhältnis zur Sowjetunion und später zu Russland eine nicht unbedeutende Rolle in diesem Zusammenhang spielte und spielt, dürfte jedem bewusst sein, egal wie dazu gestanden wird, ob im Westen, in der alten BRD, eher Russophobie den Ton angibt, oder wie im Osten sich diesbezüglich der Vernunft zugewendet. Die Grenzen sind fließend, es geht um die dominierenden Verhältnisse und Einstellungen. 40 Jahre unterschiedliche Sozialisierung können nicht so einfach weggewischt werden, sie gewinnt gegenwärtig an Bedeutung, auf Grund sich weltweit verändernder Bedingungen und das um so mehr, um so mehr Menschen bewusst wird, dass sie eigentlich in einem besetzten Land leben und von den Regierenden alles dafür getan wird, um Spaltungen auf den verschiedensten Ebenen, nicht nur zwischen Ost und West, aufrecht zu erhalten, zu verstärken, zu schaffen. Das dazu auf die verschiedensten Mittel zurück gegriffen wird und vor allem die verschiedensten Ängste geschürt werden, ist gegenwärtig offensichtlicher den je.

Ein weiterer Artikel findet sich hier und hier hatte ich mich aus einem etwas anderen Blickwinkel dem Thema genähert. Ein sehr interessanter Beitrag, unter der Überschrift, „Nach 35 Jahren Einheit: Großdeutschland auf Kriegskurs – Frieden kein Thema“, ist hier nachzulesen.

Viel wurde zum Thema geschrieben und sich kritisch auseinandergesetzt, allerdings liegt es fern auf verklärende Beiträge zu verweisen, insbesondere weil es auch darum geht, aus der Geschichte zu lernen und zu erkennen, wohin uns bundesdeutsche Politik geführt hat und weiter führen möchte.

Im Ergebnis des zweiten Weltkrieges sind auf betreiben der Westmächte zwei deutsche Staaten entstanden, welche im Zuge der Wende wieder vereint wurden, ohne eine Einheit herzustellen, da die DDR von der BRD strukturell besetzt wurde, um wieder in Richtung Krieg zu marschieren. Mit der deutschen Einheit als integraler Bestandteil des Niedergangs des sozialistischen Lagers, endete eine lange Friedensperiode in Europa und imperialistische Expansionsbestrebungen wurden auf eine neue qualitative und quantitative Ebene gehoben. Die westliche Hegemonialmacht konnte nun ungehindert ihre Interessen durchsetzen, musste keine Rücksicht mehr auf bundesdeutsche Befindlichkeiten nehmen und dominiert über die bundesdeutsche Politik, mit schwindenden Einfluss, heute fast ganz EU-Europa. Die Eigenständigkeit bundesdeutscher Politik musste nicht einmal mehr zum Schein aufrecht erhalten werden. Im Gegensatz zur BRD, welche ein System im Niedergang, war die DDR, bei allen Problemen, eine aufstrebende Gesellschaft, welche allerdings in der „pubertären“ Phase gesellschaftlicher Entwicklung den Verlockungen des Onkels aus dem Westen und vor allem dessen Versprechungen mehr glaubte als der eigenen Führung. Ein Grund war auch, dass es in der DDR, aus Mangel an Erfahrung, eine ganze Reihe von falschen Vorstellungen über das Leben des Onkels im Westen gab. Letztlich waren die Gründe sehr verschieden, es gab nationale, wie internationale Ursachen, welche dem Klassenkampf geschuldet und ihre Spuren hinterließen. Daran hat sich auch nichts geändert, auch wenn dieser Kampf heute andere Formen angenommen hat.

Und als nach der Wende viele feststellten wohin die Reise geht und was sie für diese Reise alles aufgeben mussten, mittels Glasperlen für ihr Volksvermögen entschädigt, war es zu spät, die Grundlagen für die sozialen Strukturen im Land längst zerstört. Das Prinzip Hoffnung parallelisierte marginalen Widerstand, es wird schon nicht so schlimm kommen, wie vom Imperialismus zu erwarten und im Schulunterricht der DDR gelernt. Die Idee des Sozialismus wurde in Europa in die embryonale Phase zurückgedrängt, aber so bemüht die werdende Mutter auch ist, ihr wird es nicht gelingen, das beständig werdende Kind abzutreiben, allein schon weil der Akt der Zeugung permanent, allerdings es bei den Akteuren am populären Bewusstsein für diese Schwangerschaft mangelt. Ein Grund dafür ist auch der Umgang mit der Geschichte, wie er medial vorgegeben und eine offizielle Aufarbeitung nur im Sinne der Herrschenden zulässt.

Th. Loch

Ein Kommentar

  • Burkhard Laurich

    35. Jahren deutsche Einheit. Mit der ,lapidaren‘ Ankündigung der neuen Reiseregelungen am 9.11.1989 fing diese Fehlentwicklung an. Fast allen
    Ostdeutschen war die Bedeutung dieses Augenblickes nicht bewußt, die „Freude“ überdeckte alles. In der Folge kamen die Abenteuerer und Geldkofferträger und kauften die „1. Freie Wahl“. Die „1. freie Regierung“ (Krause) verkaufte die DDR.
    Das und alles Folgende haben wir erlebt, es gab ja auch ein Privatleben/ 15.9.89 z.B. ist meine Tochter geboren. Viele mussten sich i.d.F. auch beruflich neu orientieren, es wurden einfach neue Fakten geschaffen. Trotz alledem ging doch der Kampf weiter, in der PDS (bis 1999), mit der Jugend in und bei derPDS (Kellerkinder, weil Keller der KL), sogar 3x mit Stadt-Barkas ins Ruhrgebiet. Dort gemeinsam gg. Jugoslawienkrieg. Dann die Wahlkämpfe/Plakatierung. Auch bei Cuba Si waren wir mit Ständen im Kreis aktiv, einmal bis Sassnitz. Es war eine aktive Zeit, leider fängt der Fisch immer am Kopf an zu stinken. So auch in der PDS. Aber das war das kleinere Übel. Am 20.8.91 fuhr ich zu einer Weiterbildung Ri. West und in Moskau übernahm Jelzin. Gorbis „Vermächtnis“ war schon Chaos und es kam noch schlimmer. Ohne großen Bruder war die kleine DDR einfach nur ein Spielball der Großmächte. Denn auch in den Bruderstaaten“sah es nicht besser aus. In Polen hat der Papst vollendet was vom Sozialismus noch übrig war, in Ungarn war die Tradition der Räterepublik vergessen, aber der dt. Ausbruch aus Budapest noch aktuell. So fiel dort der eiserne Vorhand auch als Erstes. Wir kennen die Folgen der Flucht über VRU im Sommer 89. Es folgte die Zerstückelung der SFRJ und der Krieg, die Teilung der CSSR, auch das alles sehr traurig für ein sozialistisches Europa.
    Deinem Vortrag 35.Jahre deutsche „Uneinheit“stimme ich voll zu / bei Widerstand habe ich ja ergänzt, was für uns „Kleine“ machbar war. Abschließend noch zum Verhältnis zur SU/Russland. Wir im Osten sind immer noch anders sozialisiert, obwohl inzwischen wir die „Alten“ sind. Auch in der jüngeren Generation wurde einiges „konserviert“, was uns wichtig war. Nicht nur die Liebe zur Simson-Serie, zum Trabbi, zum Dürener Ei u.a. Konsumgüter, auch das Verhältnis zur SU/Russland. Viele Eltern/Großeltern werden über ihre Reisen in die soz. Länder berichtet haben bzw. über die Episoden mit der Sowjetarmee. Viele hatten dienstlich zu tun, ich auch oder geschachert (Uhren, Sprit, zum Schluß Pkw, eventuell auch schärfere Sachen). Nicht zuletzt die Einkäufe im „Russenmagazin“. Dazu weiß Gerd besser Bescheid. Da fällt mir ein, die Russen waren u.a. auch im Fusball aktiv bzw. auch „Am Tag der offenen Tür“. Nicht zuletzt die wirtschaftliche Hilfe und die zum Schluß nicht mehr ganz so günstige Versorgung mit Rohstoffen, insbesondere Gas und Öl. Klar, der Bau der Trassen ist auch ein großes Thema gewesen. Da haben sich einige eine goldene Nase verdient, aber verdient! Deswegen ist für uns die DSF/DRF Heute traditionell so wichtig wie Gestern. Ohne Russland kein wirtschaftlicher Erfolg in Ost-Europa. Durch den wirtschaftlichen Rückfall in der BRD/Europa werden die Brüder und Schwestern in West und Ost gerade unserer Sozialisierung angenähert.
    Auch der Beitrag von H. Bauer war gut. Allerdings gaben mir unsere bishergen Demonstrationen nicht allzuviel neue Hoffnung. Da passiert sogar in den USA wesentlich mehr. Gruß Burkhard

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