Deutscher Freidenker-Verband e.V., Landesverband Sachsen-Anhalt

Veranstaltungsbericht zum Offenen Bildungswochenende des Landesverbandes Sachsen-Anhalt …

Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher! – Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Veranstaltungsbericht zum Offenen Bildungswochenende des Landesverbandes Sachsen-Anhalt im Deutschen Freidenker-Verband vom 12. bis 14.08.2022 in Quedlinburg. *

12.08.2022

Am Freitag lass Jürgen Leskien aus seinen Büchern, darunter auch aus dem Manuskript für einen Roman, welcher die Geschichte zweier Männer, von der Geburt, in unterschiedlichen gesellschaftlichen Verhältnissen, in einem sich entwickelnden gesellschaftlichen System, bis ins hohe Alter in Namibia erzählt. Sie verbringen Ihr Leben miteinander, einer den herrschenden Kreisen entspringend, der andere entstammt einer Hütte, jedoch gemeinsam aufgewachsen, die Wiedersprüche einer ganzen Epoche spiegelnd.

Dem Thema entsprechend lass der Autor allerdings hauptsächlich aus seinem fürs Theater gedachten und als Buch erschienene Stück, „ORLOG* Spätes Spiel um Gerechtigkeit“, in welchen es um deutsche Kolonialgeschichte und dessen Folgen geht.

Weiter berichtet er über seine Erfahrungen, welche er unter den verschiedensten Umständen und Bedingungen, zu den verschiedensten Zeiten in Afrika sammeln konnte und regte damit eine interessante Diskussion an.

Die Veranstaltung war gut besucht und es wurde sehr substanziell und lange diskutiert. Die Teilnehmer kamen aus den verschiedensten Regionen, zum Teil sehr unterschiedlich sozialisiert, was sich in den Diskussionen gut spiegelte. Es war für alle eine sehr interessante und anregende Veranstaltung, insbesondere da von den Veranstaltern viel Wert auf die Pflege einer substanziellen und offensiven Diskussionskultur gelegt wurde.

13.08.2022

Der Samstag folgte mit einer Bildungsveranstaltung zum Thema Krieg und Frieden am Vormittag, in welcher zuerst die Begriffe im dialektischen, materialistischen Sinn, unter historischen Gesichtspunkten durch den Landesvorsitzenden in einem Kurzvortrag geklärt wurden. Es entfaltete sich eine rege Diskussion, welche gelegentlich gewürzt mit Liedern von Ernesto Schwarz, welcher damit einen Vorgeschmack auf die Abendveranstaltung gab, kurz unterbrochen. In der Diskussion, welche in belebender Form daherkam, war ein belebende, unterschiedliche Sozialisierung der Beteiligten zu erkennen. Dass die aktuellen Ereignisse in Europa in der Diskussion eine besondere Rolle spielten, muss eigentlich nicht extra erwähnt werden, genauso wenig die mit diesen verbundenen Folgen für die Menschen nicht nur in unserem Land. Dass die aktuelle deutsche Politik in diesem Zusammenhang komplett versagt, in dem die Interessen der verschiedensten Monopolgruppen bedient werden und nicht die der Mehrheit der Menschen welche in diesem Land leben, ist wenig überraschend, wenn berücksichtigt wird, dass Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln und somit zu fragen ist, welche Politik mit diesem Mittel fortgesetzt wird. Und auch wenn den Menschen gern suggeriert, dass etwas wie Krieg einfach so passiert, weil der einen Politikerin, oder dem anderen Politiker mal so ist, es gar im Wesen der Menschen steckt, kommt es darauf an die eigentlichen Ursachen für die entsprechenden Kriege zu erkennen, welche weniger bei den Menschen und ihren Ambitionen, sondern mehr in den jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnissen begründet.

Auch kommt Krieg nicht irgendwo her, er muss vorbereitet werden, im inneren, wie nach außen, wenn er geführt werden soll. Jede Geschichte hat ihre Vorgeschichte, mit welcher sie eng verwoben, aber auch ihre Folgen.

Bevor Truppen in Bewegung gesetzt, wird dergleichen also in der Regel vorbereitet und das oft über einen längeren Zeitraum, den auch Krieg braucht bestimmte Voraussetzungen, so zum Beispiel entsprechende Rüstung, ideologische Beeinflussung der Massen, die Menschen müssen eingestimmt werden, hierzulande gut an der in den letzten Jahren beständig ausgebauten geistigen Manipulation und verschiedener politischer Maßnahmen zu sehen. Zum ausgemachten Gegner werden Beziehungen abgebaut, in erster Linie wirtschaftliche, es wird mit Sanktionen gearbeitet, welche beständig verschärft. Dann müssen auch noch die eigenen Völker vorbereitet, in dem diese in einen bestimmten, einem Krieg förderlichen aggressiven Zustand versetzt werden. Es wird der Glaube an die Richtigkeit politischer Entscheidungen verfestigt, auch in dem jeder Wiederspruch der herrschenden Politik gegenüber diskreditiert, die eigene Bevölkerung mittels politischer Maßnahmen, wie die Pandemie zum Beispiel, gespalten. Und so konnte festgestellt werden, die gegenwärtigen Ereignisse in Europa wurden von langer Hand vorbereitet und die Ukraine als Speerspitze und Kanonenfutter auserkoren, die NATO verschob nicht nur ihr direktes Einflussgebiet immer weiter nach Osten, sondern stationierte in den neuen Gebieten auch immer mehr Truppen.

Eine interessante Diskussion, welche sich allerdings nicht nur um Krieg und Frieden im aktuellen Zusammenhang drehte, sondern in welcher die Entwicklungen in Folge des zweiten Weltkrieges eine nicht unbedeutende Rolle spielten.

Die für diese Veranstaltung veranschlagten drei Stunden waren schnell vorbei, die Diskussion substanziell, erfrischend, in manchen Punkten der Erkenntnis förderlich gegensätzlich. Wer wollte ist zu Wort gekommen und konnte sich ohne Unterbrechung äußern, seinen Standpunkt, seine Position, seine Ansichten vertreten.

Nach Ende der Veranstaltung fand in Eigenregie das Mittagessen statt.

Etwas weiter in die Geschichte zurück ging es nach der Mittagspause, ab 14:15 Uhr im Rahmen einer Stadtführung zum Thema. Quedlinburg wurde zwar nie durch Kriege zerstört, doch kennt diese Stadt die verschiedensten militärischen Auseinandersetzungen und ihre Folgen aus eigener Erfahrung. In einer Urkunde Heinrichs des Voglers wurde Quedlinburg vor 1100 Jahren erstmals erwähnt, eine Stadt mit diesen Namen gab es damals allerdings noch nicht, militärische Auseinandersetzungen hingegen schon. Als der ottonische Markt entstanden, sich zu einer Stadt entwickelte, waren die Zeiten nicht unbedingt friedlich. In der Stadt entwickelte sich ein Bürgertum, welches mit wachsender ökonomischer Macht versuchte diese mit entsprechender politischer Macht zu untermauern, was neue Auseinandersetzungen bedingte. 1477 verlor die Stadt eine solche und das mit enormen Folgen für die weiter Entwicklung der Stadt, auch auf Grund der verlorengegangenen Privilegien.

Der dreißigjährige Krieg ist an der Stadt nicht vorbeigezogen, hat die verschiedensten Spuren hinterlassen, wie andere spätere Kriege auch, in der Führung wurde darüber berichtet. Zerstört wurde die Stadt durch Krieg nicht, wie oben schon festgestellt, was nicht bedeutet, dass sie von Kriegen nicht betroffen. Verschiedenste Spuren in der Stadt zeugen von unterschiedlichen Auseinandersetzungen und da in Kriegen oft sprichwörtlich durch die Hölle gegangen werden muss, endete die Führung nach gut zwei Stunden mit Goethe in der Hölle.

Wie das Mittagessen, erfolgte auch das Kaffeetrinken in eigener Regie und die Teilnehmer trafen sich zum proletarisch-literarischen Abend mit Ernesto Schwarz um 20:00 Uhr am ursprünglichen Veranstaltungsort. Die Veranstaltung begann etwas später als geplant, Ernesto Schwarz trug eigene, wie auch Lieder anderer Liedermacher vor, wobei er auf Zusammenhänge zu Aktionen im Kampf um Frieden, Freiheit, soziale und ökonomische Rechte verwiesen. So zum Beispiel auch auf den Kampf für die Freilassung von Julian Assange, welcher für sein engagiertes Eintreten als Journalist seit Jahren inhaftiert ist. Ernesto selbst bezeichnet sich als ein proletarischer Bänkelsänger und das ist er auch, getroffen hatte ich Ihn vor Jahren in dieser Funktion auf einer Gedenkveranstaltung in Torgau.

Wie für einen solchen Abend üblich, hatten weitere Teilnehmer die Möglichkeit sich am Kulturprogramm zu beteiligen, in diesem Jahr war im Vorfeld schon der Auftritt von zwei Frauen und einen Mann, welche der Interessengemeinschaft Lyrik Quedlinburg angehören und einige ihrer Gedichte vortrugen, geplant.

Nach Ende des offiziellen Teils wurde sich weiter ausgetauscht, in einen Biergarten umgezogen, wo die Veranstaltung weit nach Mitternacht endete.

Die Veranstaltung wurde organisiert und durchgeführt vom Landesverband des Deutschen Freidenker-Verbandes Sachsen-Anhalt, mit Unterstützung des Rosa Luxemburg Club Harz und der Interessengemeinschaft Lyrik Quedlinburg.

Und damit ich es nicht vergesse, am Sonntag gab es im Rahmen eines gemeinsamen Frühstücks ab 10:00 Uhr eine Auswertung und weitere Diskussionen, bis die letzten Teilnehmer gegen 15:00 Uhr die Stadt wieder verließen und sich auf den Heimweg machten. Zu den Veranstaltungen konnten wir Teilnehmer aus Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Hessen, Niedersachsen, Bremen begrüßen, welche die Veranstaltungen unterschiedlich besuchten.

Thomas Loch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert