Deutscher Freidenker-Verband e.V., Landesverband Sachsen-Anhalt

Noch einmal zur Zeit, dessen Höhepunkt der große Bauernkrieg gewesen.

Thomas Müntzer – Mühlhausen

Die Reformation 1517 kann als der Beginn der frühbürgerlichen Revolution gesehen werden, allerdings gab es vordem schon die verschiedensten Auseinandersetzungen, welche als revolutionäre Erhebungen gesehen werden können.

Zu diesen Bewegungen gehörten unter anderen vor 1517, die Predigten des „Pfeiferhänslein“ Hans Behme in Niklaushausen 1476, der Bauernaufstand in Kärnten 1478, Aufstandswellen in verschieden deutschen Städten 1480, die Bauernerhebung 1492 im Allgäu, die Bundschuhverschwörungen im Elsaß 1493 und 1502 im Bistum Speyer, 1509 gab es einen Bürgeraufstand in Erfurt, es folgten 1511 bis 14 Aufstände in Regensburg, Braunschweig, Speyer, Köln, Schweinfurt, Worms, Aachen, Osnabrück und anderen Städten, im Jahre 1513 fand eine Bundschuhverschwörung in Lehen (Breisgau) statt und 1514 der Aufstand des „Armen Konrad“ in Würtremberg, sowie eine weiter Bundschuhverschwörung 1517 im Schwarzwald.

Im Jahre 1477 kam es in Quedlinburg zum Beispiel zu einer Auseinandersetzung zwischen der Äbtissin und den Bürgern der Stadt, in welcher sie durch ihre Brüdern Ernst und Albrecht unterstützt. Die Bürger unterlagen und mussten im Zuge der Niederlage all ihre Rechte und Privilegien abgeben. Quedlinburg hatte sich bis dahin zu einer der größten Städte im Reich entwickelt und verfügte, ähnlich wie Mühlhausen und Nordhausen über einen enormen Grundbesitz, zu welchen große Ländereien und ganze Dörfer gehörten. (Ab dem 14 Jahrhundert fanden sich die wirtschaftlichen Zentren in den Städten, der mittlere Adel stürzte beschleunigt in den niederen Adel ab und brauchte Geld, welches Bürger gegen Pfand verliehen.)

In diese Zeit hinein wurde Thomas Müntzer geboren, das Geburtsjahr liegt um 1489.

1506 Beginn des Studiums an der Universität Leipzig, da könnte er 17 Jahre alt gewesen sein. Als Geburtstag ist der 21. Dezember möglich, der Tag des heiligen Thomas. Geburtsort Stolberg.

In Leipzig studierten auch Ulrich von Hutten und Christoph Schappler, der spätere Autor des Vorwortes zu den berühmten „Zwölf Artikeln“ der Aufständischen von 1525 in Oberschwaben.

Es ist denkbar, dass der junge Müntzer mit diesen und anderen Männern der heraufziehenden frühbürgerlichen Revolution Kontakt hatte.

In Leipzig schriebt er sich als aus Quedlinburg kommend ein, … ansonsten findet sich immer Stolberg als Herkunftsort. 1512 schrieb er sich in die Matrikel der Universität in Frankfurt an der Oder ein, es ist möglich das er eine weiter Universität besucht hat.

Er erhielt wahrscheinlich vor 1514 die Priesterweihe in Halberstadt, ab da an war er in geistlichen Diensten. Er wird bereits 1515, vor Luthers Ablassthesen, als „Verfolger der Unrechtfertigkeit“ betitelt und von kirchenkritisch gesinnten Braunschweiger Bürgern nach der Zulässigkeit des Ablasses befragt.

Als Hilfslehrer in Halberstadt, danach in Aschersleben, in Braunschweig und im Damenstift Frose, kurz hielt es sich in Wittenberg auf und 1519 im benachbarten Jüterbog.

Im selben Jahr hörte er in Leipzig wahrscheinlich für kurze Zeit der berühmten Disputation zwischen Martin Luther und dem katholischen Gelehrten Johannes Eck zu. Müntzers Sympathie gehörte wohl Luther, hatte dieser ihn doch nach Jüterbog entsandt, um dort gegen das Treiben der Franziskanermönche zu predigen.

1519/20 hielt er sich im Nonnenkloster Beuditz bei Weißenfels auf. Zeit welche er für das Studium der Kirchenliteratur nutzte. Müntzer hatte zuvor das Magisterexamen abgelegt und den untersten akademischen Grad der Theologie erworben. Es ist unbekannt an welcher Universität.

In Beuditz befasste er sich mit dem Studium der Bibel sowie mit theologischen Schriften aus dem Mittelalter. Hier fand er, was er schon gespürt und vermutet hatte, nämlich die Vorhersage eines kommenden tausendjährigen Reiches des Friedens und der Gerechtigkeit, dem jedoch das Strafgericht Gottes über die „verderbte Welt“ vorausgehen wird.

Es galt, eine neue Gesellschaft zu errichten, und er würde nicht passiv abwarten, sondern handeln.

Aus seinem Studium und aus dem, was er in den Städten gesehen, in welchen er weilte, gewann Müntzer allmählich neue Ansichten: Gott habe nicht nur einmal und vor langer Zeit zu den Menschen gesprochen (was die Bibel enthält), sondern spreche jederzeit zu jedermann.

Nur wer Egoismus, Selbstsucht und Besitzstreben in sich überwinde, würde frei sein, um die Worte Gottes zu hören. Der neue Mensch müsse zu diesen Einsichten erzogen werden, und er selbst wolle mit seinem Wirken vorangehen. Diese, heute nicht einfach zu verstehende Gedanken, reiften in den Jahren unsteten Wanderns. Sie atmeten in der damaligen Zeit einen unerhörten revolutionären Geist, da sie an den Dogmen der Papstkirche rüttelten.

Die Luther-Ehrung der DDR 1983 hat auch den Blick geschärft für den relativen Eigenwert von Theologie, Religion und Glauben als existentielle Probleme der damaligen Menschen. Ihren theologischen Vordenkern ging es zentral um den rechten Glauben, d. h. nach ihrem Verständnis um den Sinn des Lebens. Das gilt auch und besonders für Thomas Müntzer.

Die Frage nach dem rechten Glauben und seiner Bewährung, das ist es, was Müntzer an- und umtrieb. Auf sie beziehen sich alle seine gedruckten Schriften. An Anfang stehen liturgische Werke, „Deutsches Kirchenamt“, die „Deutsch-Evangelische Messe“, die „Ordnung und Berechnung des Deutschen Amtes zu Allstedt“; es folgen „Protestation oder Entbietung Thomas Müntzers von Stolberg am Harz, Seelenwarter zu Allstedt, seine Lehre betreffend und zu Anfang von den rechten Christenglauben und der Taufe“, „Von dem gedichteten Glauben“, „Auslegung des anderen Unterschieds (des zweiten Kapitels des Lukasevangeliums“ (ungedruckt geblieben), „Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens der ungetreuen Welt“, „Hochverursachte Schutzrede und Antwort wider das geistlose sanftlebende Fleisch zu Wittenberg“.

Müntzer selbst hat eine interessante Entwicklung genommen, er stammt aus bürgerlichen Kreisen und sammelte im Verlauf seine Lebens die verschiedensten Erfahrungen, mit der Fürstenpredigt versuchte er das letzte mal die Fürsten für die Sache des Volkes zu gewinnen, auch in dem er diese ermahnte ihre Gottgegeben Aufgabe zu erfüllen, wenn sie diese nicht tun, soll das Volk ihnen die Waffen aus der Hand nehmen und selbst für seine Interessen kämpfen. Nach seinen Vorstellungen musste das alte System untergehen, damit ein neues entstehen kann.

Die Radikalisierung der Bauernbewegung im Schwarzwald Ende 1524 und Anfang 1525 steht offenbar mit Müntzers Wirken in Zusammenhang. Mitte Februar 1924 kehrte er nach Mühlhausen zurück. Hier wurde unter Führung des „Ewigen Rates“, eines Kompromisses zwischen den an die Macht gelangten verschieden Schichten des Bürgertums, und unter aktiver Mitwirkung Müntzers dessen Forderung nach Aufteilung des kirchlichen Besitzes an die Stadtarmut verwirklicht.

In der Schlacht zu Frankenhausen wurde Müntzer gefangengenommen, gefeutert und am 27.05.1525 in Mühlhausen hingerichtet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert